Ich meditiere wieder morgens und das tut mir sehr gut. Es bringt mir eine schöne innere Ruhe und zugleich Ideen für die vielen Fragen, die sich in diesen Tagen in meinem Kopf die Klinke in die Hand geben. Ich verscheuche die Ideen ja nicht, sondern begrüsse sie und lege sie achtsam zur Seite, damit ich sie danach wieder aufgreifen und vertiefen kann.
Heute wurde mir unter anderem wieder bewusst, dass diese Sätze von Rilke, die ich sehr liebe und die mich schon durch mein halbes Leben begleiten (in meiner Jugend kannte ich Rilke leider noch nicht), auch heute noch gelten, wo ich nicht mehr jung bin und dennoch wieder so am Anfang von allem stehe. Aber stehen wir nicht sowieso jeden Tag an einem neuen Anfang?
«Sie sind so jung, so vor allem Anfang, und ich möchte Sie, so gut ich es kann, bitten, lieber Herr, Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in Ihrem Herzen und zu versuchen, die Fragen selbst liebzuhaben wie verschlossene Stuben und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind. Forschen Sie jetzt nicht nach den Antworten, die Ihnen nicht gegeben werden können, weil Sie sie nicht leben könnten. Und es handelt sich darum, alles zu leben. Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antwort hinein.»
Aus einem Brief an Franz Xaver Kappus im Juli 1903
Wer den ganzen Brief lesen will, klickt hier.
Und so werde auch ich mich beruhigen und den Fragen nach meiner Zukunft; “Wer bin ich noch, wer will ich noch sein, wer kann ich noch sein? ” diese Antwort geben.
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